Gott in der Natur, D 757

God in nature

(Poet's title: Gott in der Natur)

Set by Schubert:

  • D 757
    for female quartet (SSAA) and piano
    Schubert did not set the stanzas in italics

    [August 1822]

Text by:

Ewald Christian von Kleist

Text written May 1758.  First published May 1759.

Gott in der Natur

Groß ist der Herr. Die Himmel ohne Zahl
Sind Säle seiner Burg,
Sein Wagen Sturm und donnerndes Gewölk,
Und Blitze sein Gespann.

Die Morgenröt’ ist nur ein Widerschein
Von seines Kleides Saum,
Und gegen seinen Glanz ist Dämmerung
Der Sonne flammend Licht.

Er sieht mit gnäd’gem Blick zur Erd herab,
Sie grünet, blüht und lacht.
Er schilt, es fähret Feu’r vom Felsen auf,
Und Meer und Himmel bebt.

Lobt den gewaltigen, den großen Herrn,
Ihr Lichter seiner Burg,
Ihr Sonnenheere flammt zu seinem Ruhm,
Ihr Erden singt sein Lob.

Erhebet ihn, ihr Meere! braust sein Lob!
Ihr Flüsse, rauschet es!
Es neige sich der Zedern hohes Haupt
Und jeder Wald vor ihm!

Ihr Löwen, brüllt zu seiner Ehr’ im Hain!
Singt ihm, ihr Vögel, singt!
Seid sein Altar, ihr Felsen, die er traf,
Eu’r Dampf sei Weihrauch ihm!

Der Widerhall lob ihn! und die Natur
Sing ihm ein froh Konzert!
Und du, der Erden Herr, o Mensch, zerfleuß
In Harmonieen ganz!

Dich hat er, mehr als alles sonst, beglückt:
Er gab dir einen Geist,
Der durch den Bau des Ganzen dringt, und kennt
Die Räder der Natur.

Erheb ihn hoch, zu deiner Seligkeit;
Er braucht kein Lob zum Glück.
Die niedern Neigungen und Laster fliehn,
Wenn du zu ihm dich schwingst.

Die Sonne steige nie aus roter Flut,
Und sinke nie darein,
Dass du nicht deine Stimm’ vereinigst mit
Der Stimme der Natur.

Lob ihn im Regen und in dürrer Zeit,
Im Sonnenschein und Sturm!
Wanns schneit, wann Frost aus Wasser Brücken baut,
Und wann die Erde grünt.

In Überschwemmungen, in Krieg und Pest
Trau ihm, und sing ihm Lob!
Er sorgt für dich; denn er erschuf zum Glück
Das menschliche Geschlecht.

Und o! wie liebreich sorgt er auch für mich!
Statt Gold und Ruhm gibt er
Vermögen mir, die Wahrheit einzusehn,
Und Freund’ und Saitenspiel.

Erhalte mir, o Herr! was du verliehst,
Mehr brauch ich nicht zum Glück.
Durch heilgen Schau’r will ich, ohnmächtig sonst,
Dich preisen ewiglich!

In finstern Wäldern will ich mich allein
Mit dir beschäftigen.
Und seufzen laut, und nach dem Himmel sehn,
Der durch die Zweige blickt;

Und irren an des Meers Gestad’, und dich
In jeder Woge sehn;
Und hören dich im Sturm, bewundern in
Der Au Tapeten dich!

Auf Felsen soll mein taumelnd Auge durch
Zerrißne Wolken sehn,
Und suchen dich den Tag, bis mich die Nacht
In heilge Träume wiegt.

God in nature

The Lord is great! The countless heavens
Are rooms in his castle;
His chariot is a storm and thundering clouds,
And it is pulled by lightning.

The red glow of dawn is simply a reflection
Of the hem of his clothing;
And compared to his brightness
The flaming light of the sun is twilight.

He looks down on the earth with a gracious glance:
It turns green, it blossoms and laughs.
He frowns: fire emerges from the rocks,
And the sea and sky quake.

Praise the powerful, great Lord,
You lights of his castle!
You hordes of suns, blaze to his glory!
You earths, sing his praise!

Exalt him, you seas! roar his praise!
You rivers, murmur it!
Let the lofty head of the cedar bow
And each forest bow before him!

You lions, roar in his honour in the woods!
Sing to him, you birds, sing!
Be his altar, you rocks, which he struck,
Let your steam be incense for him!

Let the echo praise him! And let nature
Sing him a merry concerto!
And you, lord of the earth, oh human, dissolve
Completely in harmonies!

He has made you happy, more than all others:
He gave you a spirit
Which penetrates through the structure of everything, and grasps
The wheels of nature.

Exalt him high, for your blessedness;
He does not need any praise to give happiness.
Base inclinations and burdens fly away
When you turn towards him.

May the sun never rise out of the red ocean,
Or never sink back into it,
Without you uniting your own voice with
The voice of nature.

Praise him in the rainy weather and in drought,
In sunshine and in storm!
When it snows, when frost builds bridges out of water,
And when the earth turns green!

In times of flood, in war and pestilence
Trust him, and sing praises to him!
He cares for you; since he intended happiness when he created
The human race.

And oh, how lovingly he also cares for me!
Instead of gold and glory he gives
Me the capacity to recognise the truth,
And he gives friends and the music of stringed instruments.

Lord, preserve what you have lent to me,
I need nothing more for my happiness.
Through this sacred trembling, otherwise powerless, I shall
Praise you eternally!

In dark forests I shall only
Deal with you.
And I shall sigh out loud, and look towards the heavens
As the sky looks through the branches;

And I shall wander by the sea shore, and
I shall see you in every wave;
And I shall hear you in the storm, I shall admire
Your wall hangings as I look at the meadow!

On cliffs my reeling eyes will
Look through ripped clouds,
And I shall search for you during the day, until at night
You rock me in sacred dreams.



God is here praised as ‘LORD’, a concept which includes both his terrifying power and his protecting grace. In agrarian and feudal societies the Lord was (and is) the rightful possessor of the land (which might or might not feed us for another year) and the only possible source of mercy when things go wrong. His grace would be meaningless without his power, though.

The Lord is needless to say both a strict and a loving father, since he embodies the full ideology of patriarchy. His glance can be severe or merciful (of course, depending on how well WE have behaved). The blossoming of the world in spring is attributed to his pleasure rather than to the inevitable course of events, and the unpredictable forces that threaten stability (storms, volcanic eruptions, earthquakes, tsunamis) are a result of his displeasure.

Let us not be deceived by the title. This sort of God is a product of culture rather than nature.

Original Spelling

Gott in der Natur

Groß ist der Herr! Die Himmel ohne Zahl 
Sind Säle seiner Burg;
Sein Wagen Sturm und donnerndes Gewölk',
Und Blitze sein Gespann.

Die Morgenröth' ist nur ein Wiederschein
Von seines Kleides Saum;
Und gegen seinen Glanz ist Dämmerung 
Der Sonne flammend Licht.

Er sieht mit gnäd'gem Blick zur Erd' herab:
Sie grünet, blüht und lacht.
Er schilt: es fähret Feur vom Felsen auf,
Und Meer und Himmel bebt.

Lobt den gewaltigen, den großen Herrn,
Ihr Lichter seiner Burg!
Ihr Sonnenheere! flammt zu seinem Ruhm!
Ihr Erden, singt sein Lob!

Erhebet ihn, ihr Meere! braust sein Lob!
Ihr Flüsse, rauschet es!
Es neige sich der Zedern hohes Haupt
Und jeder Wald vor ihm!

Ihr Löwen, brüllt zu seiner Ehr' im Hain!
Singt ihm, ihr Vögel, singt!
Seyd sein Altar, ihr Felsen, die er traf,
Eu'r Dampf sey Weihrauch ihm!

Der Wiederhall lob' ihn! und die Natur
Sing' ihm ein froh Koncert!
Und du, der Erden Herr, o Mensch, zerfleuß
In Harmonieen ganz!

Dich hat er, mehr als alles sonst, beglückt:
Er gab dir einen Geist,
Der durch den Bau des Ganzen dringt, und kennt
Die Räder der Natur.

Erheb' ihn hoch, zu deiner Seligkeit;
Er braucht kein Lob zum Glück.
Die niedern Neigungen und Laster fliehn,
Wenn du zu ihm dich schwingst.

Die Sonne steige nie aus rother Flut,
Und sinke nie darein,
Daß du nicht deine Stimm' vereinigst mit
Der Stimme der Natur.

Lob' ihn im Regen und in dürrer Zeit,
Im Sonnenschein und Sturm!
Wanns schneyt, wann Frost aus Wasser Brücken baut,
Und wann die Erde grünt.

In Überschwemmungen, in Krieg und Pest
Trau' ihm, und sing' ihm Lob!
Er sorgt für dich; denn er erschuf zum Glück
Das menschliche Geschlecht.

Und o! wie liebreich sorgt er auch für mich!
Statt Gold und Ruhm giebt er
Vermögen mir, die Wahrheit einzusehn,
Und Freund' und Saitenspiel.

Erhalte mir, o Herr! was du verliehst,
Mehr brauch' ich nicht zum Glück.
Durch heil'gen Schau'r will ich, ohnmächtig sonst,
Dich preisen ewiglich!

In finstern Wäldern will ich mich allein
Mit dir beschäftigen.
Und seufzen laut, und nach dem Himmel sehn,
Der durch die Zweige blickt;

Und irren an des Meers Gestad', und dich
In jeder Woge sehn;
Und hören dich im Sturm, bewundern in
Der Au Tapeten dich!

Auf Felsen soll mein taumelnd Auge durch
Zerrißne Wolken sehn,
Und suchen dich den Tag, bis mich die Nacht
In heilge Träume wiegt.

Confirmed by Peter Rastl with Ewald Christian von Kleist’s sämmtliche Werke nebst des Dichters Leben aus seinen Briefen an Gleim. Herausgegeben von Wilhelm Körte. Zweyter Theil. Berlin bei Johann Friedrich Unger 1803, pages 80-84.

Note: This is the original version of the poem, recovered from Kleist’s manuscript by Wilhelm Körte. Kleist’s poems published earlier were edited by Karl Wilhelm Ramler and contain several changes in Ramler’s hand.

To see an early edition of the text, go to page 80  [96 von 272] here: http://digital.onb.ac.at/OnbViewer/viewer.faces?doc=ABO_%2BZ180996905