Johanna Sebus
(Poet's title: Johanna Sebus)
Set by Schubert:
D 728
incomplete
Schubert did not set the lines in italics[April 1821]
Der Damm zerreißt, das Feld erbraust,
Die Fluten spülen, die Fläche saust.
»Ich trage dich, Mutter, durch die Flut,
Noch ist sie nicht hoch, ich wate gut.« –
»Auch uns bedenke, bedrängt wie wir sind,
Die Hausgenossin, drei arme Kind!
Die schwache Frau! sie eilt davon,
Sie trägt die Mutter durchs Wasser schon.«
»Zum Bühle da rettet euch, harret derweil,
Gleich kehr ich zurück, uns allen ist Heil.
Zum Bühl ist’s noch trocken und wenige Schritt,
Doch nehmt auch mir meine Ziege mit.«
Der Damm zerschmilzt, das Feld erbraust,
Die Fluten wühlen, die Fläche saust.
Sie setzt die Mutter auf sichres Land,
Schön Suschen, gleich wieder zur Flut gewandt.
»Wohin? wohin? die Breite schwoll,
Des Wassers ist hüben und drüben voll,
Verwegen ins Tiefe willst du hinein!« –
»Sie sollen und müssen gerettet sein.«
Der Damm verschwindet, die Welle braust,
Eine Meereswoge, sie schwankt und saust.
Schön Suschen schreitet gewohnten Steg,
Umströmt auch gleitet sie nicht vom Weg,
Erreicht den Bühl und die Nachbarin;
Doch der und den Kindern kein Gewinn!
Der Damm verschwand, ein Meer erbraust’s,
Den kleinen Hügel im Kreis umsaust’s.
Da gähnet und wirbelt der schäumende Schlund
Und ziehet die Frau mit den Kindern zu Grund;
Das Horn der Ziege fasst das ein’,
So sollten sie alle verloren sein!
Schön Suschen steht noch strack und gut:
Wer rettet das junge, das edelste Blut!
Schön Suschen steht noch wie ein Stern;
Doch alle Werber sind alle fern.
Rings um sie her ist Wasserbahn,
Kein Schifflein schwimmet zu ihr heran.
Noch einmal blickt sie zum Himmel hinauf,
Da nehmen die schmeichelnden Fluten sie auf.
Kein Damm, kein Feld! Nur hier und dort
Bezeichnet ein Baum, ein Turm den Ort.
Bedeckt ist alles mit Wasserschwall;
Doch Suschens Bild schwebt überall. –
Das Wasser sinkt, das Land erscheint,
Und überall wird schön Suschen beweint. –
Und dem sei, wer’s nicht singt und sagt,
Im Leben und Tod nicht nachgefragt!
The dam is breaking, there is rumbling over the meadow,
The floodwaters are flushing, the plains are roaring.
“Mother, I shall carry you through the flood,
It is not high yet, I am good at wading.” –
“Think of us too, in such a predicament,
The woman who shares the house, three poor kids!
The weak woman! . . . she is rushing off!” –
She is already carrying her mother through the water.
“Go up to the hillock and save yourselves there! wait for a while;
I shall soon come back, we shall all be safe.
It is still dry on the hillock and it is only a few steps away;
But take my nanny-goat with you as well!”
The dam has burst, there is rumbling over the meadow,
The floodwaters are burrowing, the plains are roaring.
She places her mother on firm land,
Susie the Beauty has already returned to the flood.
“Where to? Where to? The distance has grown,
There is water as far as the eye can see.
You are going to go recklessly into the depths!” –
“They need to be, they have to be saved!”
The dam is disappearing, the waves are rumbling,
An ocean wave, it is rolling and roaring.
Susie the Beauty is stepping across a familiar path,
Even against the current she does not lose her way,
She reaches the hillock and her neighbour;
But she and the children do not benefit!
The dam has disappeared, a sea is raging,
It is roaring around the little hill in a circle.
A foaming abyss has opened up and is whirling there
And it is dragging the woman and her children to the ground;
One of them is holding on to the goat by its horn,
Oh they are all going to be lost!
Susie the Beauty is still standing good and firm:
Who is going to save this young, this most noble blood?
Susie the Beauty is still standing like a star;
Yet all of the volunteers are far away.
All around her is a waterway,
But no boats are coming in her direction.
Once more she looks up to the sky,
And then caressing floodwaters take her away.
No dam, no meadow! Just here and there
A tree or a tower mark the spot.
Everything is covered by the floodwater;
Yet the image of Susie hovers everywhere. –
The water is sinking, the land appears,
And Susie the Beauty is mourned everywhere. –
And if there is anyone who does not sing or tell this story,
Let them be ignored in life and in death!
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Themes and images in this text:
Fields and meadows  Floods and tides  Mother and child  Named rivers  Under the water, sinking and drowning 
Goethe wrote the following underneath the title of the poem:
“Zum Andenken der Siebzehnjährigen Schönen Guten aus dem Dorfe Brienen, die am 13. Januar 1809 bei dem Eisgange des Rheins und dem großen Bruche des Dammes von Cleverham Hülfe reichend unterging.”
“In memory of the good, beautiful 17 year old from the village of Brienen, who perished while going to reach help when ice was flowing on the Rhine and there was a major breach of the dam at Cleverham on 13th January 1809.”
The village of Brienen is now a suburb of Kleve, in North-west Germany near the Dutch border. Any hillock or higher ground must have been very low indeed.
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Original Spelling and notes on the text Johanna Sebus Der Damm zerreißt, das Feld erbraust, Die Fluthen spülen, die Fläche saust. »Ich trage dich, Mutter, durch die Fluth, Noch ist1 sie nicht hoch, ich wate gut.« - »Auch uns bedenke, bedrängt wie wir sind, Die Hausgenossin, drey arme Kind! Die schwache Frau! ... sie eilt2 davon!« - Sie trägt die Mutter durchs Wasser schon. »Zum Bühle da rettet euch! harret derweil; Gleich kehr' ich zurück, uns allen ist Heil. Zum Bühl ist's noch trocken und wenige Schritt; Doch nehmt auch mir meine Ziege mit!« Der Damm zerschmilzt, das Feld erbraust, Die Fluthen wühlen, die Fläche saust. Sie setzt die Mutter auf sichres Land, Schön Suschen, gleich wieder zur Fluth gewandt. »Wohin? Wohin? Die Breite schwoll, Des Wassers ist hüben und drüben voll. Verwegen in's Tiefe willst du hinein!« - »Sie sollen und müssen gerettet seyn!« Der Damm verschwindet, die Welle braust, Eine Meereswoge, sie schwankt und saust. Schön Suschen schreitet gewohnten Steg, Umströmt auch gleitet sie nicht vom Weg, Erreicht den Bühl und die Nachbarin; Doch der und den Kindern kein Gewinn! Der Damm verschwand, ein Meer erbraust's, Den kleinen Hügel im Kreis umsaust's. Da gähnet und wirbelt der schäumende Schlund Und ziehet die Frau mit den Kindern zu Grund; Das Horn der Ziege faßt das ein', So sollten sie alle verloren seyn! Schön Suschen steht noch strack und gut: Wer rettet das junge, das edelste Blut! Schön Suschen steht noch wie ein Stern; Doch alle Werber sind alle fern. Rings um sie her ist Wasserbahn, Kein Schifflein schwimmet zu ihr heran. Noch einmal blickt sie zum Himmel hinauf, Da nehmen die schmeichelnden Fluthen sie auf. Kein Damm, kein Feld! Nur hier und dort Bezeichnet ein Baum, ein Thurm den Ort. Bedeckt ist alles mit Wasserschwall; Doch Suschens Bild schwebt überall. - Das Wasser sinkt, das Land erscheint, Und überall wird schön Suschen beweint. - Und dem sey, wer's nicht singt und sagt, Im Leben und Tod nicht nachgefragt! 1 Schubert changed 'reicht' (reaches) to 'ist' (is) 2 Schubert changed 'Du gehst' (you should go away) to 'sie eilt' (she hurries away)
Confirmed by Peter Rastl with Schubert’s source, Goethe’s Werke. Zweyter Band. Original-Ausgabe. Wien, 1816. Bey Chr. Kaulfuß und C. Armbruster. Stuttgart. In der J. G. Cotta’schen Buchhandlung. Gedruckt bey Anton Strauß pages 41-45; with Goethe’s Werke. Vollständige Ausgabe letzter Hand. Zweyter Band. Stuttgart und Tübingen, in der J.G.Cotta’schen Buchhandlung. 1827, pages 37-39; and with Heidelberger Taschenbuch auf das Jahr 1810. Herausgegeben von A. Schreiber. Zweiter Jahrgang. Mannheim bei Tobias Löffler, pages 8-11.
To see an early edition of the text, go to page 41 [49 von 350] here: http://digital.onb.ac.at/OnbViewer/viewer.faces?doc=ABO_%2BZ223421905