Romance
(Poet's title: Romanze)
Set by Schubert:
D 144
(incomplete)[April 1816]
In der Väter Hallen ruhte
Ritter Rudolfs Heldenarm,
Rudolfs, den die Schlacht erfreute,
Rudolfs, welchen Frankreich scheute
Und der Sarazenen Schwarm.
Er, der letzte seines Stammes,
Weinte seiner Söhne Fall:
Zwischen Moosbewachsnen Mauern
Tönte seiner Klage Trauern
In der Zellen Wiederhall.
Agnes mit den goldnen Locken
War der Greisen Trost und Stab;
Sanft wie Tauben, weiß wie Schwäne,
Küsste sie des Vaters Träne
Von den grauen Wimpern ab.
Ach! Sie weinte selbst im Stillen,
Wenn der Mond ins Fenster schien.
Albrecht mit der ofnen Stirne
Brannte für die edle Dirne,
Und die Dirne liebte ihn!
Aber Horst, der hundert Krieger
Unterhielt in eignem Sold,
Rühmte seines Stammes Ahnen,
Prangte mit erfochtnen Fahnen,
Und der Vater war ihm hold.
Einst beim freien Mahle küsste
Albrecht ihre weiche Hand,
Ihre sanften Augen strebten
Ihn zu strafen, ach! da bebten
Tränen auf das Busenband.
Horst erbrannte, blickte seitwärts
Auf sein schweres Mordgewehr;
Auf des Ritters Wange glühte
Zorn und Liebe; Feuer sprühte
Aus den Augen wild umher.
Drohend warf er seinen Handschuh
In der Agnes keuschen Schoß;
»Albrecht nimm! zu dieser Stunde
Harr’ ich dein im Mühlengrunde!«
Kaum gesagt, schon flog sein Ross.
Albrecht nahm das Fehdezeichen
Ruhig, und bestieg sein Ross;
Freute sich des Mädchens Zähre,
Die, der Lieb’ und ihm zur Ehre,
Aus dem blauen Auge floss.
Rötlich schimmerte die Rüstung
In der Abendsonne Strahl;
Von den Hufen ihrer Pferde
Tönte weit umher die Erde
Und die Hirsche flohn ins Tal.
Auf des Söllers Gitter lehnte
Die betäube Agnes sich,
Sah die blanken Speere blinken,
Sah – den edlen Albrecht sinken
Sank, wie Albrecht, und erblich.
Bang’ von leiser Ahndung spornet
Horst sein schaumbedecktes Pferd;
Höret nun des Hauses Jammer,
Eilet in des Fräuleins Kammer,
Starrt und stürzt sich in sein Schwert.
Rudolph nahm die kalte Tochter
In den väterlichen Arm,
Hielt sie so zwei lange Tage,
Tränenlos und ohne Klage,
Und verschied im stummen Harm.
Resting in the halls of his ancestors
Was Sir Rudolf’s heroic arm.
That Rudolf who relished battle,
That Rudolf that terrified France
And the Saracen horde.
He, the last of his line,
Wept over the fall of his sons;
Within the walls with moss growing on them
His mournful laments
Echoed in the cells.
Agnes with her golden locks
Was the old man’s comfort and staff;
Gentle as doves, white as swans,
She kissed her father’s tears
Wiping them from his grey eyelids.
Oh! She herself cried secretly,
When the moon shone through the window;
Albrecht with his open brow
Was burning with desire for the noble lass,
And the lass loved him!
But Horst, who controlled a hundred soldiers,
Supporting them out of his own pocket,
Boasted of his family tree
Draping himself in military colours
And her father was fond of him.
Once at a public banquet Albrecht kissed
Her soft hand.
Her gentle eyes attempted
To punish him. Oh! Then there appeared
Tears on her bodice.
Horst was enflamed, he looked to the side
Towards his heavy murder weapon.
On the knight’s cheek there was a glow
Of rage and love. Fire flashed
Out of his eyes, getting everywhere.
Threateningly he threw his glove
Into Agnes’s chaste lap.
“Albrecht, take it! Within the hour
I shall expect you in the grounds of the mill!”
As soon as he had spoken his horse flew off.
Albrecht took the challenge
Calmly and mounted his horse.
He relished the girl’s tears,
Which, honouring him and love,
Were flowing out of her blue eyes.
The armour shone red
In the glow of the evening sun.
From the hooves of their horses
You could hear the earth resound
And the deer fled into the valley.
Leaning on the edge of the balcony
Was Agnes, crying,
She saw the shiny spears flash,
She saw noble Albrecht sink.
She sank, like Albrecht, and went pale.
Uneasy with some foreboding
Horst spurs on His froth covered horse.
He now hears the outcry in the house,
Hurries into the girl’s chamber
Stares and plunges in his sword.
Rudolph took his cold daughter
In his fatherly arms.
He held her like that for two long days,
Tearless and without lamenting,
And then departed in silent grief.
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The story begins with a bereft knight mourning his sons. Only a daughter remains to pass on his aristocratic blood to future generations. This is also how Bertrand’s ‘Adelwold und Emma‘ begins. Schubert had managed to complete his setting of this mighty ballad in 1815 (D 211), but he perhaps realised that it was not a total success. This may be why he turned to Salis-Seewis’s similar ‘Romance’ the following year, but for some reason he never got beyond the first stanza.
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Original Spelling Romanze In der Väter Hallen ruhte Ritter Rudolfs Heldenarm, Rudolfs, den die Schlacht erfreute, Rudolfs, welchen Frankreich scheute Und der Sarazenen Schwarm. Er, der letzte seines Stammes, Weinte seiner Söhne Fall: Zwischen Moosbewachsnen Mauern Tönte seiner Klage Trauern In der Zellen Wiederhall. Agnes mit den goldnen Locken War der Greisen Trost und Stab; Sanft wie Tauben, weiß wie Schwäne, Küßte sie des Vaters Thräne Von den grauen Wimpern ab. Ach! Sie weinte selbst im Stillen, Wenn der Mond ins Fenster schien. Albrecht mit der ofnen Stirne Brannte für die edle Dirne, Und die Dirne liebte ihn! Aber Horst, der hundert Krieger Unterhielt in eignem Sold, Rühmte seines Stammes Ahnen, Prangte mit erfochtnen Fahnen, Und der Vater war ihm hold. Einst beim freien Mahle küßte Albrecht ihre weiche Hand, Ihre sanften Augen strebten Ihn zu strafen, ach! da bebten Thränen auf das Busenband. Horst erbrannte, blickte seitwärts Auf sein schweres Mordgewehr; Auf des Ritters Wange glühte Zorn und Liebe; Feuer sprühte Aus den Augen wild umher. Drohend warf er seinen Handschuh In der Agnes keuschen Schooß; »Albrecht nimm! zu dieser Stunde Harr' ich dein im Mühlengrunde!« Kaum gesagt, schon flog sein Roß. Albrecht nahm das Fehdezeichen Ruhig, und bestieg sein Roß; Freute sich des Mädchens Zähre, Die, der Lieb' und ihm zur Ehre, Aus dem blauen Auge floß. Röthlich schimmerte die Rüstung In der Abendsonne Stral; Von den Hufen ihrer Pferde Tönte weit umher die Erde Und die Hirsche flohn ins Thal. Auf des Söllers Gitter lehnte Die betäube Agnes sich, Sah die blanken Speere blinken, Sah - den edlen Albrecht sinken Sank, wie Albrecht, und erblich. Bang' von leiser Ahndung spornet Horst sein schaumbedecktes Pferd; Höret nun des Hauses Jammer, Eilet in des Fräuleins Kammer, Starrt und stürzt sich in sein Schwert. Rudolph nahm die kalte Tochter In den väterlichen Arm, Hielt sie so zwei lange Tage, Thränenlos und ohne Klage, Und verschied im stummen Harm.
Confirmed by Peter Rastl with Sämmtliche Gedichte der Brüder Christian und Friedrich Leopold Grafen zu Stolberg. Neue vermehrte Auflage. Frankfurt und Leipzig. 1783, pages 37-39; with Gedichte der Brüder Christian und Friedrich Leopold Grafen zu Stolberg. herausgegeben von Heinrich Christian Boie. Leipzig, in der Weygandschen Buchhandlung. 1779, pages 64-68; and with Poetische Blumenlese Auf das Jahr 1775. Göttingen und Gotha bey Johann Christian Dieterich, pages 215-218.
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