Trinklied (Brüder, unser Erdenwallen), D 148

Drinking song

(Poet's title: Trinklied)

Set by Schubert:

  • D 148
    for Tenor and TTB chorus

    [February 1815]

Text by:

Ignaz Franz Castelli

Text written probably 1814.  First published late 1814.

Trinklied

Eine Stimme.
Brüder! unser Erdenwallen
Ist ein ew’ges Steigen, Fallen,
Bald hinauf, und bald hinab;
In dem drängenden Gewühle
Gibt’s der Gruben gar zu viele,
Und die letzte ist das Grab.

Chor.
Darum, Brüder! schenket ein,
Muss es schon gesunken sein,
Sinken wir berauscht vom Wein.

Eine Stimme.
Einem ist der Wurf gelungen,
Hat sich hoch empor geschwungen,
Doch das Glück ist nur ein Ball,
Seht, je kräft’ger man ihn schlaget,
Und je höher er sich waget,
Desto tiefer ist sein Fall.

Chor.
Darum, Brüder, schenket ein,
Muss es schon gefallen sein,
Fallen wir berauscht vom Wein!

Eine Stimme.
Einmal muss der Mensch im Leben
Sich dem blinden Gott ergeben,
Amor fährt ihm durch den Sinn,
Und dann muss er schrecklich büßen,
Seufzend sinkt er zu den Füßen
Der erwählten Königin.

Chor.
Lasst euch nicht mit Weibern ein,
Muss es schon gesunken sein,
Sinken wir berauscht vom Wein!

Eine Stimme.
Manchmahl pflegt ein Sturm zu tosen,
Und kein Land ist, wo die Rosen
Ohne allen Dornen blühn,
Neben Trauben wächst der Wermut,
Welcher Mensch sank nie in Schwermut
Von dem Gram gebeuget hin?

Chor.
Wehrmut, Schwermut lasset sein,
Muss es schon gesunken sein,
Sinken wir berauscht vom Wein!

Eine Stimme.
Seine Seele rein zu halten,
Wenn in Graziengestalten
Überall das Laster winkt,
Ist ein rühmliches Bemühen,
Doch nicht jeder ist zu fliehen
Stark genug, er strauchelt, sinkt.

Chor.
Darum, Brüder, schenket ein,
Muss es schon gesunken sein,
Sinken wir berauscht vom Wein!

Eine Stimme.
Seht ihr unter Sturm und Wettern
Jenen Mann den Berg erklettern,
Von des Ruhmes Glanz erhellt?
Doch wer wird ihn oben schützen?
Näher ist er dort den Blitzen,
Einer trifft ihn, und er fällt.

Chor.
Lasset oben, oben sein,
Muss es schon gefallen sein,
Fallen wir berauscht vom Wein!

Eine Stimme.
Wie ein Wurm in Büchern graben,
Heißt den Durst im Salze laben;
Denn der Mensch weiß nie genug,
Er zerknickt der Freude Blüten,
Sinkt dann in ein dumpfes Brüten,
Und wird aus sich selbst nicht klug.

Chor.
Weisheit, Brüder, trägt nichts ein,
Muss es schon gesunken sein,
Sinken wir berauscht vom Wein!

Eine Stimme.
Hätt’ auch Einer hier die Ehre,
Dass er nie gefallen wäre,
Preiset nicht sein seltnes Los,
Schützt doch nichts vom letzten Falle,
Endlich sinken wir doch alle
In der Mutter Erde Schoß.

Chor.
Muss es schon gefallen sein,
Fallen wir, berauscht vom Wein,
Auch noch in das Grab hinein.

Drinking song

Single voice.
Brothers, our earthly pilgrimage
Is endless climbing and falling,
No sooner up than down again;
Among the pressing crowds
There are so many, oh so very many, pitfalls
The last of which is the grave.

Chorus.
So, brothers! pour out the drink.
If we have to be lowered into the grave
Let’s go down high on wine!

Single voice.
One of us has had a success
And been lifted up high,
But fate is just like a ball:
You see, the harder you throw it
And the higher you dare,
The further you fall.

Chorus.
So, brothers! pour out the drink.
If we have to fall
Let’s go down high on wine!

Single voice.
At least once in his life a human
Has to surrender to the blind god
And Amor preys on his mind;
He then has to make a terrible atonement.
Sighing, he sinks at the feet
Of his chosen Queen.

Chorus.
Keep clear of women.
If we have to be lowered into the grave
Let’s go down high on wine!

Single voice.
Sometimes there will be a storm raging,
And there is no land where the roses
Blossom without any thorns,
Wormwood grows next to grapes,
Is there anyone who has never sunk into melancholy,
Weighed down by care?

Chorus.
Wormwood, melancholy leave them be,
If we have to be lowered into the grave
Let’s go down high on wine!

Single voice.
Keeping your soul pure
When gracious shapes
Everywhere invite you towards vice
Is something praiseworthy,
But not everyone manages to escape,
They are not strong enough, they trip, they fall.

Chorus.
So, brothers! pour out the drink.
If we have to fall
Let’s go down high on wine!

Single voice.
Can you see in the storm and bad weather
That man climbing the mountain,
Lit up by the glow of fame?
Yet who is going to protect him up there?
Up there he is closer to the lightning,
If a flash of lightning strikes him, he will fall.

Chorus.
Let up there be up there,
If we have to fall
Let’s go down high on wine!

Single voice.
Just as a worm buries itself in books
Thirst refreshes itself with salt;
For humans never know enough,
They nibble the blossom of joy
And then sink into gloomy contemplation
And are not clever enough to make anything of themselves.

Chorus.
Brothers, do not claim any wisdom,
If we have to fall
Let’s go down high on wine!

Single voice.
And if anybody here imagines
That he would not fall,
He should set no store on his rare fate,
Nothing will protect him from what is finally going to happen,
In the end we shall all sink
Into the lap of mother earth.

Chorus.
If it really has to happen,
We shall go down high on wine,
Even down into the grave.

Themes and images in this text:

Amor / CupidClimbingDrinking songsGraves and burialsHigh, low and deepWine and vines



The ups and downs of life have to be counter-balanced somehow. When we are feeling down in the dumps we have a drink to lift our spirits. When we are on a high we down a spirit in celebration. We raise our glasses, saying “Down the hatch”.

Castelli’s drinking song is far from unique in pointing out that all of this jollity is a result of our mortality. We are going to end up six feet under so we might as well take the chance now to have a drink. It might even help the undertaker if we soak the old body in alcohol a little before he has to process it.

The accompanying actions to the song can only be imagined, but they presumably depend on how many verses are sung and how many glasses have been emptied. The stanza about someone’s success leading to a nasty fall could well have been accompanied by ‘the bumps’ (viz. the celebrant being thrown up and dropped from a great height, probably more than once). Some of the sinking and falling (illustrative of our ultimate fate in the final stupor of death) could have been involuntary.

Original Spelling

Trinklied

Eine Stimme.
 Brüder! unser Erdenwallen
 Ist ein ew'ges  S t e i g e n ,  F a l l e n ,
 Bald hinauf, und bald hinab;
 In dem drängenden Gewühle
 Gibt's der Gruben gar zu viele,
 Und die letzte ist das Grab.

Chor.
 Darum, Brüder, schenket ein,
 Muß es schon gesunken seyn,
 Sinken wir berauscht vom Wein.

Eine Stimme.
 Einem ist der Wurf gelungen,
 Hat sich hoch empor geschwungen,
 Doch das Glück ist nur ein Ball,
 Seht, je kräft'ger man ihn schlaget,
 Und je höher er sich waget,
 Desto tiefer ist sein  F a l l .

Chor.
 Darum, Brüder, schenket ein,
 Muß es schon gefallen seyn,
 Fallen wir berauscht vom Wein!

Eine Stimme.
 Einmahl muß der Mensch im Leben
 Sich dem blinden Gott ergeben,
 Amor fährt ihm durch den Sinn,
 Und dann muß er schrecklich büßen,
 Seufzend  s i n k t  er zu den Füßen
 Der erwählten Königinn.

Chor.
 Laßt Euch nicht mit Weibern ein,
 Muß es schon gesunken seyn,
 Sinken wir berauscht vom Wein!

Eine Stimme.
 Manchmahl pflegt ein Sturm zu tosen,
 Und kein Land ist, wo die Rosen
 Ohne allen Dornen blüh'n,
 Neben Trauben wächst der Wehrmuth,
 Welcher Mensch  s a n k  nie in Schwermuth
 Von dem Gram gebeuget hin?

Chor.
 Wehrmuth, Schwermuth lasset seyn,
 Muß es schon gesunken seyn,
 Sinken wir berauscht vom Wein!

Eine Stimme.
 Seine Seele rein zu halten,
 Wenn in Graziengestalten,
 Überall das Laster winkt,
 Ist ein rühmliches Bemühen,
 Doch nicht jeder ist zu fliehen
 Stark genug, er strauchelt,  s i n k t .


Chor.
 Darum, Brüder, schenket ein,
 Muß es schon gesunken seyn,
 Sinken wir berauscht vom Wein!

Eine Stimme.
 Seht ihr unter Sturm und Wettern
 Jenen Mann den Berg erklettern,
 Von des Ruhmes Glanz erhellt?
 Doch wer wird ihn oben schützen?
 Näher ist er dort den Blitzen,
 Einer trifft ihn, und er  f ä l l t .

Chor.
 Lasset oben, oben seyn,
 Muß es schon gefallen seyn,
 Fallen wir berauscht vom Wein!

Eine Stimme.
 Wie ein Wurm in Büchern graben,
 Heißt den Durst im Salze laben;
 Denn der Mensch weiß nie genug,
 Er zerknickt der Freude Blüthen,
 S i n k t  dann in ein dumpfes Brüten,
 Und wird aus sich selbst nicht klug.

Chor.
 Weisheit, Brüder, trägt nichts ein,
 Muß es schon gesunken seyn,
 Sinken wir berauscht vom Wein!

Eine Stimme.
 Hätt' auch Einer hier die Ehre,
 Daß er nie gefallen wäre,
 Preiset nicht sein seltnes Loos,
 Schützt doch nichts vom letzten Falle,
 Endlich  s i n k e n  wir doch alle
 In der Mutter Erde Schooß.


Chor.
 Muß es schon gefallen seyn,
 Fallen wir berauscht vom Wein,
 Auch noch in das Grab hinein.

Confirmed by Peter Rastl with Schubert’s source, Selam. Ein Almanach für Freunde des Mannigfaltigen, Herausgegeben von I.F.Castelli, Vierter Jahrgang 1815, Wien, gedruckt und im Verlage bey Anton Strauß, pages 297-301; and with I. F. Castelli’s Poetische Kleinigkeiten. Erstes Bändchen. Wien, 1816. Gedruckt bey Anton Strauß, pages 61-67.

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